Grade aus dem Kino, es ist 01:18 Uhr. Für eine Kritik ist
natürlich trotzdem noch Zeit, ich will ja nicht wieder vergessen, was mir grade
alles im Kopf herumschwirrt.
Es ist kurz vor Weihnachtszeit. Genau der richtige Zeitpunkt also, einen neuen
Film der „Tribute von Panem“-Reihe herauszubringen. Alljährlich und nun zum dritten
Mal (man darf seit dem Mockingjaystart also von einer Tradition sprechen)
werden wir Zuschauer eingeladen, uns den Kampf Katniss Everdeens sowie der 13
Distrikte gegen das berühmtberüchtigte Kapitol anzuschauen.
Ich würde nun gerne von einer stetigen Steigerung der jeweiligen Teile sprechen, diesmal war ich aber tatsächlich gar nicht mal so begeistert.
Die Basics:
Zunächst zum Setting. Die Entwicklung der von uns so geliebten Welt (zumindest lassen dies die immer weiter steigenden Einspielergebnisse vermuten) ist sehr glaubwürdig und intensiv in ihrer Tragik dargestellt. Das weiß definitiv zu gefallen oder regt zum Nachdenken an, je nachdem. Die Kulissen erscheinen schmutzig, ernst, grau, trostlos und ausladend.
Der Schnitt passt sich dieser Darstellung an. Hektische Szenen werden ohne Ausnahme immer und immer wieder durch lange bewegungslose Aufnahmen unterbrochen. Jennifer Lawrence gibt sich einige Mühe und zeigt sich äußerst engagiert, diese Gegensätzlichkeiten durch facettenreiches Schauspiel zu unterstützten. Grade zu Beginn jedoch, während der Zuschauer sich erst noch in die fiktionale Zukunftswelt einfühlen muss, spielt die Jungdarstellerin mit solch einem Enthusiasmus, dass man sich eher als objektiver Beobachter fühlt, der nicht umhin kommt, in minimalem Grade den Kopf zu schütteln. Es ist einfach noch zu früh, schon in den ersten Minuten mit dem Hammer auf das Mitgefühl des Konsumenten einzuschlagen.
Die Filmmusik funktioniert dagegen (auch schon während dieser Szenen) vorzüglich. Sie hat Charakter und spielt sich wenn überhaupt in genau den richtigen Momenten in den Vordergrund. Ein kleiner Wehmutstropfen ist allerdings wohl, dass man prägnante und wiedererkennbare musikalische Themen in diesem Panemteil vernachlässigt hat und eher auf Vielfalt statt Widererkennung setzt. Der Hochpunkt der musikalischen Untermalung ist jedoch ein kleines Lied, welches Katniss im zweiten Drittel des Filmes vor sich her trällert. Die Verbindung und der Übergang von Bild, Musik, Schnitt und Handlungsstrang ist in diesem Moment zur Perfektion getrieben. Es ist diese Art von Momenten, die es in einem Film, der sich selber extrem ernst nimmt, nur zwei bis drei Mal zu sehen gibt. Gleichzeitig markiert besagte Szene darüber hinaus einen Wendepunkt des Films. Kommt er bisher zwar anspruchsvoll, aber zugleich auch zäh und gestreckt daher (ich vermeide bewusst noch das Wort „langweilig“), findet das Werk ab diesem Moment zu seinen Stärken zurück und weiß diese bewusst einzusetzen. Es folgen mehrere starke Szenen und auch die Stellen, an denen das Tempo einmal mehr viel zu extrem heruntergefahren wird, stören im Gesamtbild überhaupt nicht. Die Frage ist dann jedoch, ob es für diese Wendung nicht schon zu spät ist. Zumindest in meinem Fall konnte das starke letzte Drittel der Jugendbuchverfilmung das Gesamtbild nicht mehr retten. Ich will keinesfalls sagen, dass die EIntrittskarte für diesem Film sich nicht gelohnt hat, meine Bewertung bleibt aber ‚nur‘ bei einem „ganz gut“, während beide Vorgänger schon eher in Richtung „überragend“ gingen.
So! Ich habe nun noch einige Aspekte, die ich im Laufe meines Niederschreibens nicht vergessen habe und nun in dem letzten Teil dieser Kritik unterbringen möchte.
Warum ist der Titel dieses Artikels „Sie haben versagt“? Abgesehen davon, dass die verwendete Aussage natürlich reißerisch und aufsehenerregend ist, spiele ich hier auf die Mischung zwischen Identität des Werkes und Erwartungen der Zuschauer und selbst der Produzenten an. Den ersten beiden Teilen der Trilogie hat die Reihe einiges und nicht zuletzt einen starken eigenen Charakter zu verdanken. Die Mischung aus Tragik, Drama, Science Fiction und Action waren im ersten, aber vor allem im zweiten Teil (KRITIK) vorbildlich. Diese Identität der Verfilmungen sollte nun im dritten Teil natürlich nicht unterboten werden. Daneben gab es aber noch etwas ganz anderes: Nämlich die extrem hohen Erwartungen an Mockingjay. Es ist ein schon geradezu markantes Merkmal der Panem-Filme geworden, dass sie immer höhere Ansprüche an sich selbst stellen. Und das bei einem Thema, das im Zusammenhang mit ‚Anspruch‘ definitive Grenzen aufweist. Es ist in diesem Fall eben nicht so einfach wie z.B. bei „Interstellar“ (KRITIK) oder „Gone Girl“ auf der Schiene ‚hochwertig‘ zu fahren. Optimalerweise wäre den Produzenten dennoch eine Kombination aus (Jugendbuch)Identität und Qualität/ Anspruch gelungen, die Realität sieht jedoch anders aus. Zugunsten eines sehr hohen Anspruches wandelt man nun nämlich von dem perfekten Grad der Unterhaltung zwischen Tragik, Drama, Science Fiction und Action ab, den noch die beiden vorhergehenden Teile boten. Man verliert, was die letzten Filme so sehenswert machte. Sagen wir es ganz einfach: Mockingjay war eindeutig ein sehr hochwertiger Film, er war mir jedoch zu facettenarm, um ihn mir in näherer Zeit nochmals anzuschauen. Die Produzenten: „Sie haben versagt“.
Ich würde nun gerne von einer stetigen Steigerung der jeweiligen Teile sprechen, diesmal war ich aber tatsächlich gar nicht mal so begeistert.
Die Basics:
Zunächst zum Setting. Die Entwicklung der von uns so geliebten Welt (zumindest lassen dies die immer weiter steigenden Einspielergebnisse vermuten) ist sehr glaubwürdig und intensiv in ihrer Tragik dargestellt. Das weiß definitiv zu gefallen oder regt zum Nachdenken an, je nachdem. Die Kulissen erscheinen schmutzig, ernst, grau, trostlos und ausladend.
Der Schnitt passt sich dieser Darstellung an. Hektische Szenen werden ohne Ausnahme immer und immer wieder durch lange bewegungslose Aufnahmen unterbrochen. Jennifer Lawrence gibt sich einige Mühe und zeigt sich äußerst engagiert, diese Gegensätzlichkeiten durch facettenreiches Schauspiel zu unterstützten. Grade zu Beginn jedoch, während der Zuschauer sich erst noch in die fiktionale Zukunftswelt einfühlen muss, spielt die Jungdarstellerin mit solch einem Enthusiasmus, dass man sich eher als objektiver Beobachter fühlt, der nicht umhin kommt, in minimalem Grade den Kopf zu schütteln. Es ist einfach noch zu früh, schon in den ersten Minuten mit dem Hammer auf das Mitgefühl des Konsumenten einzuschlagen.
Die Filmmusik funktioniert dagegen (auch schon während dieser Szenen) vorzüglich. Sie hat Charakter und spielt sich wenn überhaupt in genau den richtigen Momenten in den Vordergrund. Ein kleiner Wehmutstropfen ist allerdings wohl, dass man prägnante und wiedererkennbare musikalische Themen in diesem Panemteil vernachlässigt hat und eher auf Vielfalt statt Widererkennung setzt. Der Hochpunkt der musikalischen Untermalung ist jedoch ein kleines Lied, welches Katniss im zweiten Drittel des Filmes vor sich her trällert. Die Verbindung und der Übergang von Bild, Musik, Schnitt und Handlungsstrang ist in diesem Moment zur Perfektion getrieben. Es ist diese Art von Momenten, die es in einem Film, der sich selber extrem ernst nimmt, nur zwei bis drei Mal zu sehen gibt. Gleichzeitig markiert besagte Szene darüber hinaus einen Wendepunkt des Films. Kommt er bisher zwar anspruchsvoll, aber zugleich auch zäh und gestreckt daher (ich vermeide bewusst noch das Wort „langweilig“), findet das Werk ab diesem Moment zu seinen Stärken zurück und weiß diese bewusst einzusetzen. Es folgen mehrere starke Szenen und auch die Stellen, an denen das Tempo einmal mehr viel zu extrem heruntergefahren wird, stören im Gesamtbild überhaupt nicht. Die Frage ist dann jedoch, ob es für diese Wendung nicht schon zu spät ist. Zumindest in meinem Fall konnte das starke letzte Drittel der Jugendbuchverfilmung das Gesamtbild nicht mehr retten. Ich will keinesfalls sagen, dass die EIntrittskarte für diesem Film sich nicht gelohnt hat, meine Bewertung bleibt aber ‚nur‘ bei einem „ganz gut“, während beide Vorgänger schon eher in Richtung „überragend“ gingen.
So! Ich habe nun noch einige Aspekte, die ich im Laufe meines Niederschreibens nicht vergessen habe und nun in dem letzten Teil dieser Kritik unterbringen möchte.
Warum ist der Titel dieses Artikels „Sie haben versagt“? Abgesehen davon, dass die verwendete Aussage natürlich reißerisch und aufsehenerregend ist, spiele ich hier auf die Mischung zwischen Identität des Werkes und Erwartungen der Zuschauer und selbst der Produzenten an. Den ersten beiden Teilen der Trilogie hat die Reihe einiges und nicht zuletzt einen starken eigenen Charakter zu verdanken. Die Mischung aus Tragik, Drama, Science Fiction und Action waren im ersten, aber vor allem im zweiten Teil (KRITIK) vorbildlich. Diese Identität der Verfilmungen sollte nun im dritten Teil natürlich nicht unterboten werden. Daneben gab es aber noch etwas ganz anderes: Nämlich die extrem hohen Erwartungen an Mockingjay. Es ist ein schon geradezu markantes Merkmal der Panem-Filme geworden, dass sie immer höhere Ansprüche an sich selbst stellen. Und das bei einem Thema, das im Zusammenhang mit ‚Anspruch‘ definitive Grenzen aufweist. Es ist in diesem Fall eben nicht so einfach wie z.B. bei „Interstellar“ (KRITIK) oder „Gone Girl“ auf der Schiene ‚hochwertig‘ zu fahren. Optimalerweise wäre den Produzenten dennoch eine Kombination aus (Jugendbuch)Identität und Qualität/ Anspruch gelungen, die Realität sieht jedoch anders aus. Zugunsten eines sehr hohen Anspruches wandelt man nun nämlich von dem perfekten Grad der Unterhaltung zwischen Tragik, Drama, Science Fiction und Action ab, den noch die beiden vorhergehenden Teile boten. Man verliert, was die letzten Filme so sehenswert machte. Sagen wir es ganz einfach: Mockingjay war eindeutig ein sehr hochwertiger Film, er war mir jedoch zu facettenarm, um ihn mir in näherer Zeit nochmals anzuschauen. Die Produzenten: „Sie haben versagt“.
Es ist ja im Endeffekt wie bei Harry Potter 7/1. Das Meer beruhigt sich nochmal, nichts mehr ist los, bevor dann die riesige Flutwelle folgt.
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